„Zwischen den Seiten meiner Bücher finde ich immer wieder vergessene, gepresste Blüten.

Die Designerin Sashee Schuster ist eine Sammlerin, und die Mitbringsel ihrer Streifzüge durch Wiese und Wald finden sich in den Regalen ihres Studios wieder. Hier stehen Gerste, Wildblumen, Blätter, Gewürze oder gar Federn. „Meine Brillen werden von Hand in der FUNK Manufaktur im bayerischen Kinsau hergestellt. Dabei werden die gesammelten Blüten, Samen oder Vogelfedern mit dem Rohmaterial Acetat laminiert. Das Ergebnis: Designs wie Chili-Dill, Fasanenfeder, Rosenbouquet, Kupferflockerl, Wiesenblume, Bunter Pfeffer und viele mehr.“
Neben Sashee Schusters Hauptwerk, den mit Naturmaterialien laminierten Brillen der Kollektion „Colours of Nature“, bekommen besondere Einzelstücke das Zertifikat „Unique“ verliehen. 

Ihr Portfolio umfasst außerdem die Kollektion „True Colours“. Dabei handelt es sich um Fassungen aus Baumwoll-Acetat in Sashees Lieblingsfarben. 

Immer wieder fertigt die Designerin besondere Fassungen aus wunderschönem Vintage-Acetat, die unter dem Namen „Schmankerl“ ihre Arbeit ergänzen. Die Kollektion „The Divas“, exzentrische Sonnenbrillen, sind als limitierte Edition erhältlich und die Klassiker aus ihrer erster Kollektion „Daddycated“ ihrem Vater Rupert gewidmet.

Sashee Schuster steht Rede und Antwort

Erfahren Sie, warum bei Sashee tatsächlich aus Stroh Gold gesponnen wird und welche Brille die Designerin selbst am liebsten trägt.

Sashee, wie kamst Du zum Brillenmachen?

Am ehesten bin ich wohl durch meine Freude am Experimentieren beim Brillenmachen gelandet. Das traditionelle Plattenmaterial Baumwoll-Acetat und dessen fantastische Eigenschaften haben mich von Anfang an fasziniert. Die Idee, Naturmaterialien und deren wunderschöne Farben für die Ewigkeit zu konservieren, hat irgendwie schon immer in mir geschlummert. Da denkt man gleich an schillernde Käfer, die in Epoxidharz gegossen, im Biologie-Archiv der Schule verstauben. Zum ersten Mal angewendet habe ich die Laminier-Technik bei einem Kunstprojekt namens „Art on Snow“. Wir haben Kunstwerke von jungen Street Artists auf Mikrofaser gedruckt und diese dann mit einer Presse in Acetat laminiert. Man könnte fast sagen, ich laminiere noch immer Kunstwerke. Nur lassen die sich eben auf der Nase tragen.

Deine erste Kollektion ist Deinem Vater Rupert gewidmet. Woran erinnerst Du Dich, wenn Du an ihn denkst?

Ja das stimmt, ich wollte meinem Vater ein Denkmal setzen und habe ihm mit „Daddycated“ meine erste Kollektion gewidmet. Mein Vater kam im Jahr 1925 zur Welt und ich habe das Gefühl, er war seiner Zeit oftmals einen Schritt voraus. Leider habe ich ihn schon früh verloren. Wenn ich an ihn denke, dann habe ich uns beide beim Schwammerlsuchen vor Augen. Ich erinnere mich auch ans Lehmmännchen-Bauen an der Isar, ans Baden am Bibisee, ans Kirwa-Kuchen Essen in seiner Oberpfälzer Heimat und an viele schöne Vater-Tochter-Momente. Die alten Bilder meiner Familie, speziell aus den 30er bis 50er Jahren, begeistern mich noch heute. Die Eleganz der Kleidung, die Formen der Brillen – das hatte einfach Stil. Auf Basis dieser alten Fotos habe ich meine ersten Entwürfe gemacht.

Du arbeitest mit einer speziellen Laminier-Technik. Warum hast Du Dich für diese Herangehensweise entschieden?

Wie gesagt ist Acetat ein faszinierendes Material, denn es lässt sich so vielseitig verwenden. Anfänglich sieht es wirklich aus wie ein Rohdiamant. Durch das „Einfangen“ der Natur zwischen zwei Acetat-Platten und die anschließende Polierung – erst in der Trommel und dann ganz vorsichtig von Hand – kommen unfassbar tolle Strukturen und Farben zum Vorschein. So viel Tiefe und Schönheit erinnern mich immer an einen schimmernden Edelstein. Gerade wenn ich ein Material das erste Mal laminiere, ist es stets eine Überraschung, wie die Fassung nach der Politur aussieht. Ich liebe diesen Prozess, und auch dank unserer Manufaktur in Kinsau und dem professionellen Team werden fast all meine Ideen auch in die Tat umgesetzt. 

Und warum Naturmaterialien?

Die Schönheit der Natur ist vergänglich, das ist Teil des Lebenszyklus. In Acetat jedoch vergeht sie nicht. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass die Schalen von Lupinen aussehen wie Perlmutt oder Stroh den Anschein von Gold erweckt? Außerdem macht mir ein Gedankenexperiment besonders große Freude: Wenn ich Samen laminiere, ist diese Pflanze gleichzeitig für die Zukunft bewahrt. Und wenn dann in tausenden von Jahren die Menschheit meine Brillen findet, können die vielleicht schon ausgestorbenen Pflanzen wieder zum Leben erweckt werden. :P

Was wolltest Du schon immer mal laminieren und zu einer Brille verarbeiten?

So schlimm es klingt – Schmetterlinge. Aber die dürften natürlich nicht mehr leben beziehungsweise müssten sie ihre Flügelchen „freiwillig“ hergeben. Aber ich denke das wird zum Glück so nie passieren. 

Deine Brillen haben meist Frauennamen. Was hat es damit auf sich?

Meine Brillen sollen eine Hommage an die Weiblichkeit sein. Daher benenne ich die Modelle nach starken Frauen aus meinem Umfeld und solchen, die mich inspirieren. Über die Jahre hinweg habe ich in unseren Läden und auf vielen Messen unzählige Metamorphosen beobachten dürfen. Viele Frauen, die meine Brillen anprobieren, nehmen plötzlich eine ganz andere Körperhaltung ein, verwandeln sich in noch schönere und selbstbewusstere Frauen. Da bekomme ich gleich feuchte Augen und das erfüllt mich mit Stolz. Trotz allem heißt das aber noch lange nicht, dass meine Brillen nur dem weiblichen Geschlecht gut zu Gesichte stehen!

Welche Brille trägst Du selbst gerade?

Meine ewige Lieblingsbrille ist die „Afra“. Sie ist das erste „Colours of Nature“ Modell, das ich entworfen habe und daher ist sie genau auf mich zugeschnitten. „Afra“ hat etwas von Sophia Loren, die mit Marlene Dietrich einen trinken geht.

Was möchtest Du den Trägerinnen und Trägern Deiner Brillen mit auf den Weg geben?

Du darfst Dich extravagant, majestätisch und selbstbewusst fühlen. Erfülle Dir Wünsche und Träume. Trau Dich, Du selbst zu sein.